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Sportstunde – Interview komplett Patrick Dogue, moderner Fünfkampf

Patrick Dogue, ein erfahrener Fünfkämpfer, spricht über die aktuelle Krise im deutschen Modernen Fünfkampf. Er beleuchtet die undurchsichtige Situation innerhalb des Verbandes, die zu einer politischen Schlammschlacht geführt hat. Diese internen Konflikte gefährden nicht nur die finanzielle Förderung, sondern auch die Zukunft des Sports in Deutschland.

Die Wurzeln der Krise

Die Probleme im Modernen Fünfkampf sind nicht neu, aber sie haben sich in den letzten Monaten zugespitzt. Patrick Dogue erklärt, dass die eigentliche politische Schlammschlacht nach einem unentschiedenen Verbandstag am 30. November 2024 begann. Doch die Ursprünge reichen weiter zurück, bis Januar 2022, als ein neuer Präsident und Bundestrainer ins Amt kamen.

Über die Jahre hinweg entstand Unmut gegenüber dem Bundestrainer. Es gab Vorwürfe verbaler und physischer Übergriffe sowie einer zu engen Beziehung zu einer Athletin. Als Athletensprecher meldete Patrick diese Bedenken weiter, erhielt aber oft keine zufriedenstellenden Antworten vom Verband. Die Fälle wurden meist schnell geschlossen, da die Beschuldigten die Vorwürfe abstritten.

Dies führte zu einem Konflikt zwischen den Landesverbänden, insbesondere Berlin und Potsdam, und dem deutschen Verband. Der Streit eskalierte, als es um die Frage ging, ob der Bundestrainer weiterhin im Amt bleiben sollte. Patrick Dogue vertrat die Ansicht, dass der Trainer zwar nicht mehr Bundestrainer sein sollte, aber als Heimtrainer für Athleten, die unter ihm trainieren wollten, bleiben könnte.

Der Wendepunkt und die Eskalation

Der damalige Präsident, der sich zunächst wenig um das Tagesgeschäft kümmerte, begann sich später die Probleme an der Basis anzuhören. Er sprach mit Trainern und Athleten und änderte daraufhin seine Meinung. Er stellte sich gegen den Verband und die anderen Personen, was den Konflikt von einem Streit zwischen Landesverbänden und Nationalverband zu einem internen Krieg innerhalb des Nationalverbandes machte.

Was als Disput über die sportliche Ausrichtung begann, entwickelte sich zu einem persönlichen Streit. Die Parteien griffen sich persönlich an, und es ging nur noch darum, wer Präsident werden würde. Dies führte zu der aktuellen Situation, in der der Verband vor der Insolvenz steht.

Auswirkungen auf die Athleten

Die aktuelle Situation hat immense Auswirkungen auf die Athleten:

  • Finanzielle Förderung: Aufgrund des internen Konflikts gibt es keine Kaderlisten, was bedeutet, dass finanzielle Förderungen vom DOSB, der Sporthilfe und anderen Partnern ausbleiben.
  • Verträge: Jüngere Athleten, die Sportfördergruppenstellen (z.B. bei der Bundeswehr) angenommen haben, stehen vor dem Problem auslaufender Jahresverträge. Es gibt niemanden, der über deren Verlängerung entscheidet.
  • Zukunftsaussichten: Viele Athleten haben ihr Leben auf den Leistungssport ausgerichtet und stehen nun vor einer ungewissen Zukunft. Sie könnten gezwungen sein, ihre sportliche Karriere aufzugeben und sich beruflich neu zu orientieren.
  • Training ohne Ziel: Athleten trainieren täglich sechs bis acht Stunden, wissen aber nicht, wofür, da sie an keinen Wettkämpfen teilnehmen können. Eine längere Trainingspause ist im Modernen Fünfkampf nicht möglich, ohne an Leistung zu verlieren.

Ein Blick in die Zukunft

Patrick Dogue sieht nur eine Lösung: Eine Seite muss sich zurückziehen, um den Sport zu retten. Die Landesverbände Berlin und Brandenburg, die seit 15 Jahren die Nationalmannschaft tragen und die notwendige Infrastruktur bieten, würden unter der aktuellen Führung leiden. Ein Verlust dieser Stützpunkte wäre das Ende des Modernen Fünfkampfs in Deutschland.

Aktuell gibt es drei Präsidien und einen Notvorstand, was die Situation extrem unübersichtlich macht. Es braucht dringend eine klare Linie und eine juristische Entscheidung, die für Ruhe sorgt. Patrick hofft auf ein beschleunigtes Verfahren, das eine belastbare Lösung schafft.

Für Patrick Dogue persönlich ist die Situation besonders schwierig. Mit 33 Jahren und zwei Olympischen Spielen hinter sich, wollte er diese Saison als Abschluss nehmen. Als frischgebackener Vater ist die Belastung enorm. Er ist noch nicht bereit, seine Karriere zu beenden, aber die Unsicherheit macht es ihm schwer, motiviert zu bleiben. Er möchte den Sport erfolgreich abschließen und ist bereit, sich auch nach seiner aktiven Karriere ehrenamtlich zu engagieren, wenn die richtigen Leute im Verband sind. Der Moderne Fünfkampf lebt vom Ehrenamt, und es ist wichtig, der nächsten Generation die gleichen Chancen zu ermöglichen.

Der Moderne Fünfkampf, eine Erfindung des olympischen Vaters, sollte nicht wegen interner Konflikte in Deutschland sterben. Es ist unvorstellbar, dass ein Sport, der immer wieder reformiert wurde, um olympisch zu bleiben, an solchen "Kleinigkeiten" scheitert.

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