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Sportstunde – Interview komplett David Zabel, Projekt Roots against Racism

Das Projekt „Roots against Racism“ wurde vor etwa drei Monaten ins Leben gerufen, um Rassismus im Sport zu bekämpfen. David Zabel, Mitbegründer des Projekts, erklärt, wie die Initiative entstand und welche Ziele sie verfolgt. Die Idee dazu kam von Otto Addo, dem aktuellen Nationaltrainer Ghanas, der schon lange den Wunsch hatte, sich organisiert gegen Rassismus im Sport einzusetzen. Das Projekt konzentriert sich auf Empowerment, Sensibilisierung und Veränderung, um Rassismus auf allen Ebenen des Sports zu begegnen.

Die Entstehung von „Roots against Racism“

Das Projekt „Roots against Racism“ entstand aus dem langjährigen Wunsch von Otto Addo, etwas gegen Rassismus im Sport zu unternehmen. Addo, der selbst als Profifußballer Rassismus erlebt hat, war durch seine Beteiligung am Dokumentarfilm „Schwarze Adler“ und die damit verbundenen Podiumsdiskussionen stark vernetzt. Er erkannte die Notwendigkeit einer organisierten Bewegung, um dieses Problem anzugehen. David Zabel betont, dass der Prozess der Gründung lang und durch viel Austausch geprägt war, um eine schlagkräftige Antwort auf Rassismus im organisierten Sport zu finden.

Addo hat als Spieler selbst Rassismus erfahren, besonders in seiner Zeit bei Hannover 96, wie bei einem Spiel in Cottbus, das im Film „Schwarze Adler“ thematisiert wird. Die Erfahrung, dass sich rassistische Vorfälle wiederholen, besonders jetzt, da viele der Beteiligten selbst Väter sind und ihre Kinder anfangen, Fußball zu spielen, war ein wichtiger Impuls für die Gründung von „Roots against Racism“. Zabel hebt hervor, dass Rassismus nicht nur im Profisport, sondern auch im Amateurbereich weit verbreitet ist, oft in subtiler Form, die nicht immer sichtbar ist.

Ziele und Strategien von „Roots against Racism“

„Roots against Racism“ verfolgt drei Hauptziele:

  • Empowerment: Das Projekt möchte Betroffene von Rassismus stärken und ihnen Resilienz vermitteln. Durch positive Bestärkung sollen sie besser für rassistische Angriffe gewappnet sein. Dies beinhaltet auch Mentoring und die Weitergabe von Erfahrungen innerhalb der Communities.
  • Awareness (Sensibilisierung): Es geht darum, die Aufmerksamkeit auf verschiedene Formen von Rassismus zu lenken, von Vorfällen in der E-Jugend bis zur Fußball-Bundesliga. Das Projekt bietet Workshops und Schulungen an, um für das Thema zu sensibilisieren. Ein zentraler Punkt ist die Erkenntnis, dass Rassismus wie ein Eisberg ist – der größte Teil liegt unter der Oberfläche und ist nicht sofort sichtbar. Es fehlt oft an Wissen über die Wirkmechanismen von Rassismus in der Gesellschaft, was es Rassisten leichter macht. „Roots against Racism“ will dieses Wissen verbreiten und die Sensibilität erhöhen.
  • Change (Veränderung): Das Projekt strebt strukturelle Veränderungen im Sport an. Es berät Verbände, Gremien und Firmen im Umgang mit rassistischen Vorfällen und Problematiken. Ziel ist es, eine Transformation im Fußball anzustoßen, besonders auf Entscheidungsebenen, wo die Diversität der Spieler oft nicht widergespiegelt wird. Es braucht mehr Diversität in Führungspositionen, um die vorherigen Punkte umzusetzen.

Herausforderungen und die Rolle des Fußballs

Eine große Herausforderung ist es, die Basis zu erreichen, besonders in ländlichen Gebieten oder in der Kreisliga, wo Rassismus oft im Verborgenen stattfindet. David Zabel berichtet von eigenen Erfahrungen als Spieler in Sachsen-Anhalt, wo Schiedsrichter oft nicht ausreichend geschult waren, um mit rassistischen Vorfällen umzugehen. Er kritisiert, dass der Wettbewerbsgedanke manchmal der Bekämpfung von Rassismus im Wege steht. Obwohl oft von „Rote Karte gegen Rassismus“ gesprochen wird, hat Zabel noch keinen Rassisten gesehen, der tatsächlich eine „rote Karte“ bekommen hat.

Der Fußball hat eine besondere Reichweite und kann als Plattform genutzt werden, um auf Rassismus aufmerksam zu machen. Zabel betont, dass Rassismus nicht nur ein Phänomen des Fußballs ist, sondern in allen Sportarten vorkommt, auch wenn er dort subtiler sein kann. Er nennt das Beispiel von Basketball, wo viele schwarze Spieler verehrt werden, aber dennoch rassistische Muster existieren. Ein Beispiel ist die unterschiedliche Wahrnehmung von Dennis Schröder im Vergleich zu den Wagner-Brüdern, obwohl Schröder als Kapitän die deutsche Basketball-Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel geführt hat.

Die Wurzeln des Rassismus und die Macht der Sprache

David Zabel erklärt, dass die Ursprünge des Rassismus tief im Kolonialismus verwurzelt sind. Er verweist auf die Stadt Kassel, wo Studien an schwarzen Schädeln zur Rechtfertigung von Sklaverei und Kolonialismus durchgeführt wurden. Diese pseudowissenschaftlichen Theorien bildeten die Grundlage für rassistisches Denken, auf das sich später auch Adolf Hitler berief. Sprache spielt dabei eine entscheidende Rolle, da viele rassistische Beschimpfungen auf koloniale Zuschreibungen zurückzuführen sind.

Zabel betont, dass Sprache dynamisch ist und sich ständig weiterentwickelt. Er sieht Parallelen zur Sensibilisierung für Rassismus: So wie sich die Sprache anpasst, können sich auch Verhaltensweisen ändern. Er kritisiert, dass es oft Widerstand gegen solche Veränderungen gibt, besonders wenn es um die Umbenennung von Straßen oder Apotheken geht, die rassistische Namen tragen. Diese Namen sind Teil eines Bildungssystems und einer Kolonialsprache, die darauf abzielt, den Selbstwert von Menschen anzugreifen. Zabel fordert, dass Rassismus von allen persönlich genommen wird, da er die gesamte Gesellschaft schädigt. Er plädiert für mehr Dialogräume und informelle Begegnungen, um Spaltungen zu überwinden und eine hyperdiverse Gesellschaft zu fördern.

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