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60 Marathons in 60 Tagen: Josefin Rutkowski über Verletzungen und Lektionen
Josefin Rutkowski wollte einen Weltrekord aufstellen: 60 Langdistanzen im Triathlon in 60 Tagen. Ein ehrgeiziges Ziel, das leider schon am neunten Tag durch eine Verletzung gestoppt wurde. Aber was genau ist passiert und was hat Josefin aus dieser Erfahrung gelernt?
Die Verletzung: Knochenhautentzündung im Schienbein
Am neunten Tag ihres Mammutprojekts, während des Marathons, spürte Josefin starke Schmerzen im rechten Schienbein. Es war eine Knochenhautentzündung, die sich im Laufe des Tages rapide verschlimmerte. "Es hat sich dann wirklich innerhalb von Minuten potenziert", erzählt sie. Am Ende beendete sie den Lauf unter Schmerzen, teilweise rückwärts gehend, weil sie nicht mehr wusste, wie sie vorwärts kommen sollte. Die Entzündung war so stark, dass sie lange brauchte, um wieder abzuklingen.
Josefin, die eigentlich aus dem Laufsport kommt und über 30 Jahre verletzungsfrei war, war von diesem Rückschlag überrascht. "Genau deswegen war das recht recht schwierig für mich", sagt sie. Sie hatte zwar mit möglichen Problemen gerechnet, aber nicht damit, dass es ausgerechnet ihre Paradedisziplin, das Laufen, treffen würde.
Schlüssel-Erkenntnisse:
- Verletzungsprävention ist wichtig: Auch wenn man lange verletzungsfrei war, sollte man auf seinen Körper hören.
- Mentale Stärke hilft: Auch in schwierigen Situationen ist es wichtig, im Moment zu bleiben und nicht in Frust zu verfallen.
- Langsamer ist manchmal schneller: Zu schnell zu sein, kann genauso schädlich sein wie zu langsam.
- Lernen aus Fehlern: Jede Erfahrung, auch eine negative, bietet die Chance zu wachsen.
Umgang mit Rückschlägen und Frust
Obwohl Josefin den Marathon unter Tränen beenden musste, gab es keinen Raum für Frust. "Dadurch, dass man ja den ganzen Tag in Bewegung ist, staut sich da kein Frust so richtig auf", erklärt sie. Die Bewegung selbst wirkte wie ein Ventil. Sie war im "Tunnel", fokussiert darauf, den Tag zu beenden, und dachte nicht über das Scheitern nach. "Das Wichtige in dem Moment war das hier und jetzt", betont sie.
Auch wenn sie sich nicht gerne sagt, dass sie ihre Emotionen unter Kontrolle hat, so half ihr doch die Konzentration auf den Moment, mit der Situation umzugehen. Impulsive Reaktionen blieben aus.
Der Weg nach vorne: Neue Lektionen und Pläne
Nach dem Abbruch des Projekts kamen natürlich Gedanken auf wie "dumm gelaufen" oder "wieder von vorne anfangen". Josefin beschreibt diese Gefühle als Wellen, die kommen und gehen. "Ich habe sehr, sehr gute Tage, bin total klar, das gehört zum Sportlerleben dazu", sagt sie. Sie hat gelernt, dass man sich auf solche Momente vorbereiten muss und dass es wichtig ist, lösungsorientiert statt problemorientiert zu denken.
Ein wichtiger Punkt, den sie aus dem Projekt mitgenommen hat, ist die Erkenntnis, dass sie zu sehr auf Zeit und Leistung fixiert war. "Ich komme aus dem Triathlon, aus dem Leistungssport, aus dem Bereich, wo Zeit ganz wichtig ist", erklärt sie. Sie hatte sich selbst als zu langsam empfunden, obwohl ihre Pace für ihren Körper eigentlich zu schnell war, was zur Entzündung führte. Ihr neues Motto: "In der Ruhe liegt die Kraft".
Die richtige Pace finden
Die Frage nach der richtigen Pace war zentral. Josefin hatte 24 Stunden Zeit pro Tag, aber sie war zu schnell unterwegs. "Für meinen Körper hätte viel viel langsamer laufen müssen", sagt sie. Sie schätzt jetzt, dass eine Pace von etwa 6 Minuten pro Kilometer ideal gewesen wäre. Für sie selbst fühlte sich eine Pace von 5:20 Minuten pro Kilometer aber wie ein Wohlfühltempo an. "Der Körper hat aber gesagt, scheiß auf Wohlfühlen, das war jetzt nicht Wohlfühlen", fasst sie die Situation zusammen.
Sie hat gelernt, dass man für sich selbst den Weg finden muss, wann es zu schnell und wann es zu langsam ist. Auch zu langsam kann für ein solches Projekt "tödlich" sein.
Freude an den Disziplinen und die Monotonie
Josefin liebt alle drei Disziplinen des Triathlons: Schwimmen, Radfahren und Laufen. Schwimmen ist für sie wie Meditation, Radfahren bringt sie mit der Natur in Kontakt und Laufen ist ihre Paradedisziplin. Sie freut sich auf jede Disziplin und den Übergang zur nächsten. "Ich bin ganz sehr körperlicher Mensch. Deswegen ist ja auch dieser Sport bei mir gelandet, wahrscheinlich, weil ich eben nicht nur einseitig mich gern bewege, sondern wirklich die Varianz auch brauch und lebe."
Die Monotonie der langen Distanzen war für sie als Triathletin nichts Neues. "Als Triathlet ist man es gewohnt, monoton seine seine Stunden runterzuschruppen", erklärt sie. Sie hat die Strecken eher als "routiniertes Abspulen" erlebt. Das Highlight waren für sie eher die Momente, in denen Menschen am Streckenrand standen und sie anfeuerten. "Da war so das ach guck mal, da ist was Neues", sagt sie.
Entweder-oder-Fragen:
- Schwimmen: Lieber im See oder im Meer? Im Meer, wegen der Gezeiten und der Fische.
- Radfahren: Lieber Bergetappen oder flache Strecke? Bergetappen, weil sie das schnelle Bergabfahren liebt.
- Wettkampf: Lieber Ironman oder Ultratrail? Ultratrail, weil es abwechslungsreicher ist und mehr Fokus erfordert.
Zukünftige Pläne und die Bedeutung des Scheiterns
Josefin hat "ganz viel in der Pipeline", auch zusammen mit ihrem Lebensgefährten Jonas Deichmann und ihrem Freund Tobi. Details darf sie noch nicht verraten, aber es sind "viele tolle Sachen geplant".
Sie betont, dass auch in einer Niederlage ein Erfolg steckt. "Für mich als Privatperson habe ich ganz viel aus dem Projekt mitgenommen", sagt sie. Auch nach nur neun Tagen habe sie viel über sich und ihren Umgang mit "Niederlagen" gelernt. "In jeder Niederlage ist auch ein Erfolg", fasst sie zusammen. Sie erinnert an das Sprichwort: "Wer gewinnen möchte, muss erst wahrhaft verlieren lernen." Das hat sie nun geübt.
Josefin wünscht sich, dass sie gesund bleibt und den nächsten "Schabernack" angehen kann. Sie freut sich darauf, beim nächsten Mal über Erfolge zu berichten, nicht nur über Learnings.
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